Wenn man als junge Autorin oder junger Autor anfängt zu schreiben, dann ist der Heilige Gral meistens entweder der Agenturverlag oder der Verlagsvertrag. Was aber passiert, wenn man nicht zufrieden ist mit dem, was man vorgelegt bekommt? Darüber hat Eve in der Folge #151 mit Hanna Bergmann und Monika Malessa aus der Schreibgruppe von Anne Schneider-Wendt gesprochen.

Ich würde euch bitten, euch ganz kurz vorzustellen, damit man ein Bild davon bekommt, wer überhaupt jetzt hier vor dem Monitor sitzt.

Moni: „Mein Name ist Moni, ich bin noch 35 Jahre alt und bin in München geboren, wohne da auch immer noch, habe mittlerweile Familie, einen kleinen Sohn. Ich habe tatsächlich seit 2019 die sehr luxuriöse Situation, dass ich mich als Autorin probieren darf. Bin bis jetzt leider immer noch unveröffentlicht, aber das soll ja auch Teil der des Podcasts heute sein. Insofern möchte ich da nicht allzu weit voraus greifen.“

Hanna: „Ich bin Hanna und 28 Jahre alt. Moni und ich haben uns damals in München kennengelernt, das war für mich leider nur eine Zwischenstation von immerhin 4 Jahren. Ich komme eigentlich aus Niedersachsen und bin dann in Dresden zum Studieren gewesen und dann für eine Verlagsausbildung nach München gekommen, wo Moni, Anne und ich muss dann durch viele glückliche Zufälle und so ein bisschen Engagement kennengelernt haben. Jetzt wohne ich in Stuttgart und hab schon etwas veröffentlicht. Vorletztes Jahr ist ein Jugendthriller namens „Night of Lies“ von mir rausgekommen und davor habe ich auch schon was im Kleinverlag veröffentlicht. Seitdem ist nichts mehr von mir rausgekommen. Ich schreibe fleißig weiter. Aber das wird ja noch ein großes Thema hier im Podcast hätten.“

Du hast gerade schon gesagt Jugend/Mystery, Hanna, und dann jetzt einen Spannungsroman. Was schreibst du, Moni?

Moni: „Also ganz Unterschiedliches. Zum einen New Adult/Sports Romance würde ich jetzt mal sagen, Sports Romance wahrscheinlich am ehesten. Ich bin aber auch in der Richtung Historical Dark Fantasy unterwegs. Für das Projekt, das ich zuletzt abgeschlossen habe, gibt es nicht so eine richtige Genrebezeichnung.“

Habt ihr beide euch das Schreiben selbst beigebracht oder habt ihr irgendeine Form von Ausbildung gemacht?

Hanna: „Ich bin 100% Pantserin, könnte man fast sagen und ich hab zwar schon Sachen ausprobiert, also in Sachen Fortbildung und so weiter, aber es hat sich dann eher angefühlt, wenn ich mich dann an den Schreibtisch gesetzt habe, wie: Du machst alles falsch und es fühlt sich auch falsch an. Dementsprechend einfach ganz, ganz viel Schreibzeit am PC, im Notizbuch. Und ja, ich bin irgendwie auch davon überzeugt, dass es das lehrreichste generell ist, viel zu schreiben.“

Moni: „Das glaube ich auch. Und Hanna, Anna und ich haben ja auch so eine Schreibgruppe miteinander, insofern unterstützen wir uns da auch alle gegenseitig. Bei mir ist es auch so, ich habe keine Ausbildung in diesem Bereich. Viel gelesen, viel geschrieben, also quasi selbst ausgebildet. Dieses klassische: Ich hab schon immer mein ganzes Leben geschrieben, kann ich jetzt so nicht von mir sagen. Aber es war Lesen auf jeden Fall immer Teil meines Lebens. Schreiben dann episodenweise auch immer wieder. Also meine ersten offiziellen Schreibversuche waren bei der fanfiction.net. Und nach langer langjähriger Abstinenz bin ich dann wieder zurückgekehrt am PC.“

Was sind denn eure Ziele als Autorin? Also wo wollt ihr denn mal hin, im Idealfall?

Moni: „Ja, mit abstrakten Bildern können wir, glaube ich, ganz gut dienen, Hanna, oder?“ [lacht]

Hanna:  [lacht] Da reden wir sehr viel drüber.

Moni: „Ja, ja, tatsächlich. Diese sehr, sehr romantisierte Vorstellung: Ein Häuschen am See mit Blick auf den See hinaus und dann einfach den ganzen Tag vor sich hinschreiben zu können, natürlich mit allem superzufrieden zu sein. In meinem Fall am besten, ohne irgendwas überarbeiten zu müssen, das hasse ich nämlich. Ja, also Spaß beiseite, ich fände es schon sehr, sehr schön, wenn irgendeines meiner Werke veröffentlicht wird, solange ich noch lebe. Und wenn ich davon nicht unbedingt leben kann, aber so bezahlt werde, dass ich sagen kann, das ist es mir wert, das bin ich mir wert, das wäre mein Ziel.“

Hanna: „Hm ja, also ich würds betiteln als es ist kompliziert, weil ich gerade seit ich dann den Agenturvertrag bekommen habe und auch tatsächlich die Pandemie sich ereignet hat, extrem viel gelernt habe. Und tatsächlich auch, dass ich nicht den ganzen Tag Zuhause sein kann und dass ich die Sicherheit brauche, Geld zu bekommen, ohne dass meine Kreativität mir mein Einkommen ermöglichen muss. Das war eine sehr lehrreiche Erfahrung, während Corona einfach viel zu Hause zu sein und auch so mit diesem sehr ambitionierten Ziel: So, jetzt hast du die Agentur, jetzt baue ich das aus. Aber einfach ein kleines Stückchen jeden Tag unzufriedener zu werden und auch zu merken, das ist nicht alles. Ich brauche ein bisschen mehr Sicherheit und auch ein bisschen mehr rauskommen und Abwechslung um erfüllt zu leben. Und deswegen würde ich jetzt sagen, mein Schreibziel für die Zukunft ist noch ein Buch zu schreiben, mit dem ich zufrieden bin, um es auch zu veröffentlichen und das mit noch vielen weiteren Büchern zu machen. Aber mir den Luxus leisten zu können, nicht zu 100% auf dem Markt angewiesen zu sein.“

Dann noch mal eine Gegenfrage dazu, was eure Ziele sind. Was ist denn so die eine große Grenze, die ihr gelernt habt, für euch als Autorin zu setzen? Wo sagt ihr: bis hierhin und nicht weiter?

Moni: „Also für mich ist es definitiv, mich unter Wert zu verkaufen. Das muss jetzt auch gar nicht finanziell sein, sondern, ja, einfach die Anerkennung für das, was man an Herzblut und Zeit investiert hat. Das muss für mich irgendwie passen. Das ist jetzt vielleicht auch nicht wirklich messbar und so ein bisschen abstrakt. Ich glaube, es ist halt, wie mit vielen Dingen im Leben: das Gefühl muss stimmen. Was das Ganze natürlich nicht einfacher macht.“

Hanna: „Meine Grenze ist, wenn mir schon jemand während des Schreibprozesses reinreden möchte. Ich weiß, es ist eigentlich gang und gäbe und so werden ja auch die meisten Bücher bei Verlagen durch Agenturen vorgestellt. Aber ich habe einfach gemerkt, dass es für mich gar nicht passt und dass ich es lieber andersrum hab, dass ich schon was fertig habe. An dem können gerne noch Veränderungen vorgenommen werden, aber nicht während etwas entsteht und noch im Wachsen ist und noch verletzlich. Da liegt meine Grenze.“

Konntest du diese Grenze ziehen, als du noch in der Agentur warst?

Hanna: „Ich glaub, es ist auch so ein bisschen daran gescheitert, dass ich bin mit einem fertigen Projekt in die Agentur gekommen bin und an dem wurden natürlich Veränderungen vorgenommen. Aber danach hatte ich auch viele Ideen, die sind durchs Raster gefallen, durch verschiedene Punkte. Allein schon vielleicht deswegen, weil zu wenig Romance drin war oder weil es Fantasy war, keine Romantasy, und das habe ich eine Zeit lang dann versucht, irgendwie anders umzusetzen, indem ich versucht habe, Ideen zu finden, die da so ein bisschen reinpassen ins Schema. Hat nicht geklappt, wie man jetzt sieht.


Neugierig geworden? Mehr erfährst du in der Folge #151

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