Die meisten Schreibenden halten irgendwann auch Lesungen. Denn die können eine wichtige Einnahmequelle für Autor*innen sein, ebenso wie eine Möglichkeit, sein eigenes Buch bekannter zu machen. Gerade am Anfang der Schreibkarriere, im Selfpublishing oder im Kleinverlag kann es aber schwer sein, eine Lesung zu organisieren. Da hilft der Verein 9lesen.

9 Autor*innen, jeweils 10 Minuten Lesezeit und zwei Messen – das ist das Konzept hinter dem Verein 9lesen. Im Rahmen der Leipziger sowie der Frankfurter Buchmesse findet jeweils am Freitagabend die Veranstaltung statt. Ziel ist es, einen bunten, abwechslungsreichen und genre-unabhängigen Abend zu gestalten. Das Besondere: Bei 9lesen dürfen – und sollen – auch unveröffentlichte Autor*innen lesen. Das bietet die Gelegenheit, schon vor Veröffentlichung auf die eigene Geschichte aufmerksam zu machen oder vielleicht in einem kleineren Rahmen zu testen, wie der eigene Text ankommt.

Über das spannende Konzept hinter 9lesen und darüber, wie (Neu-)Autor*innen sich auf Lesungen vorbereiten können, sprechen Eve und Cara mit Jana Tomy, der zweiten Vorsitzenden des Vereins 9lesen.

Zum Einstieg haben sie Jana wie allen Zeilenschlinger-Gästen 5 Fragen zur Person gestellt:

Weil wir heute über Lesungen sprechen wollen: Was ist für dich schöner – lesen oder schreiben?

„Das ist eine ziemlich gemeine Frage, weil ich ursprünglich im Schauspiel angefangen habe und da war ja das Sprechen immer das Wichtige. Aber ich würde sagen, der Schreibprozess an sich macht mir viel mehr Spaß, weil es das Kreativere von beiden ist.“

Wie bist du vom Schauspiel zum Schreiben gekommen?

„Ich habe beides schon in der Schule gemacht. Ich war in einer Schreib-AG, da bekomme ich immer wieder neidische Blicke, weil das nicht jede Schule hat, offensichtlich. Und ich war auch in der Theater-AG. So hat sich dann quasi diese Leidenschaft in beiden Schienen weiterentwickelt. Beides ist immer so ein bisschen nebeneinander hergelaufen. Ich dachte immer, es sind zwei verschiedene Welten, aber im Endeffekt sind es zwei Welten, die super miteinander harmonieren.“

Da gibt es sicher auch einige Parallelen. In beiden Fällen versetzt man sich in Figuren rein, muss sich Szenerien vorstellen können. Würdest du sagen, dass du bei der einen von der anderen Tätigkeit profitierst?

„Definitiv, ja. Ich habe tatsächlich nicht nur reines Schauspiel gemacht, sondern auch Improvisationstheater. Und ja, da kann ich super viele Übungen für Schreibende empfehlen. Das ist total super. Ich habe auch schon verschiedene Barcamp-Sessions zu den Überschneidungen gehalten: wie Figuren entwickelt werden, wie man Charaktere darstellt, worauf es ankommt, wenn man auf der Bühne steht. Da kann man super viel mit ins Schreiben mitnehmen.“

Deine Autorinnen-Karriere hast du schließlich mit einem „Freiwilligen Autorenjahr“ gestartet, wie du es genannt hast, angelehnt an einem Freiwilligen Sozialen Jahr. Wie bist du darauf gekommen und wie viel Mut hat es gekostet, das umzusetzen?

„Ich hätte das niemals gemacht und ich wäre niemals auf die Idee gekommen, wenn mein Freund mich nicht in dieses Freiwillige Autorenjahr geschubst hätte, quasi. Ich war fertig mit dem Studium, hatte als Nebenjob auch so ein typisches Bürojobleben und wusste nicht so genau, wohin mit mir. Damals meinte er dann zu mir: ‚Warum machst du denn nichts, was dir Spaß macht?‘ Er meinte: ‚Hast du schon mal gemerkt, wie das ist, wenn du schreibst? Also wenn ich dir dabei zugucke, du strahlst regelrecht, wenn du vor deinem Laptop sitzt.‘ Ich dachte mir also: Okay, alles klar, du möchtest also, dass ich irgendwann unter einer Brücke lebe. Aber er sagte, er sei der Meinung, dass Menschen dich auch dafür bezahlen, dass du Spaß hast. Und um das zu testen, hatte er die Idee, dass ich das mal ein Jahr lang ausprobiere.

Ich habe wirklich nur einen Minijob nebenher gehabt, damit ich nur das arbeite, was für das Autorenleben wichtig ist: Ein Manuskript zu schreiben, es zu überarbeiten, Marketing zu lernen, auf Buchmessen zu gehen, Kontakte zu knüpfen. Und am Ende des Autorenjahrs hatte ich dann sogar einen Verlagsvertrag. Das war so der Moment, wo ich dachte: Okay, cool, ja, ich werde Autorin.“

Also ziehst du für dich ein positives Fazit, dass das Freiwillige Autorenjahr funktioniert hat?

„Ja, definitiv. Aber ohne Unterstützung hätte das nicht funktioniert. Auch die Familie hat hinter mir gestanden. Ich bin extrem dankbar für diese Möglichkeit, weil ich weiß, dass nicht jeder die Chance dafür hat, weil man eben im Gegensatz zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr ja keine finanzielle Unterstützung dafür bekommt.“

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