Was bietet das Genre „Phantastik“ dir, das andere Genres nicht bieten können?

„Öhm, Drachen? [lacht] Ich hatte so ein Erweckungserlebnis mit Phantastik ganz klassisch mit dem Herr der Ringe. Und das hat dann eine steile Karriere in Gang gesetzt mit selber Schreiben – ganz lange für die Schublade – Pen and Paper Rollenspiel, Live Rollenspiel, Cons und alles was die ganze Phantastikszene so hergibt. Ich schreibe sehr gerne Action. Dynamische Sachen. Natürlich geht das auch ohne Drachen, aber mit Drachen macht es einfach mehr Spaß. Ich finde das eine interessante Art, aktuelle Stoffe und Themen, die mich interessieren, zu transportieren ohne direkt drüber reden zu müssen. Ich habe eine bunte, abwechslungsreiche, actionhaltige Haupthandlung und habe Figuren, wo man sich was reindenken kann, wenn man will – man kann aber auch einfach nur die Action-Handlung mitnehmen. Diese Freiwilligkeit der Interpretation, das finde ich was, das in der anspruchsvollen Unterhaltung mehr gegeben ist und wo ich manchmal das Gefühl habe, dass es in dem, was als „E-Literatur“ bezeichnet wird, verkauft wird. Da ist es so „in your face“. Da muss ich drüber nachdenken. Aber vielleicht will ich das ja garnicht. Deswegen lande ich meistens wieder in der Phantastik.“

Ist diese Urerfahrung, in die du da reingehst, der Grund, warum du angefangen hast, Geschichten zu schreiben?

„Also, ich hatte immer schon eine sehr lebhafte Fantasie und extrem ausgeprägte Weltfluchttendenzen. Ich bin auch eine ADHS-Person, bin aber Jahrgang 1972 und damals gab es das noch nicht – obwohl es das natürlich gab, aber … Und dieses extreme Geschichtenausdenken, was ich immer schon gemacht habe, war sicherlich ein Bewältigungsmechanismus. Ich bin auch sprachlich einfach grundbegabt und da hat sich das dann so gefügt, dass ich angefangen habe, Geschichten zu schreiben.“

Du bist ja selber Teil der LGBTQ+ Community, oder?

„Ja.“

Was war denn für dich das erste Buch, wo du gesagt hast, da habe ich mich als Person repräsentiert gefühlt oder wiedergefunden?

„Da muss ich sehr lange nachdenken. Ich werde tendenziell nicht gut in Büchern repräsentiert. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich selber schreibe. Es gibt verschiedene Facetten meiner Persönlichkeit, die durch verschiedene Figuren repräsentiert wurden. Im Herr der Ringe habe ich mich sehr stark mit Boromir solidarisiert. Also mit diesem einen, der den Ring instrumentalisieren will und dann relativ zeitig stirbt. Ich dachte: Ja, das hätte ich auch so gemacht. Alles was hilft. Scheißegal. Rein da! Ich bin ja von der Mentalität auch so ein bisschen Herdenschutzhund. Später war das dann Captain Janeway aus der Enterprise Serie „Voyager“. Das war damals eine der ersten leading roles, also eine Frau in einer Führungsposition. Das hat bei Star Trek eine gewisse Tradition, ist aber mit dieser Screentime noch nie aus aufgetreten. Das war schon sehr großartig.“

Was war der Auslöser dafür, dass du auf Instagram den Aufruf für dieses Thema gestartet hast?

„Ich war eigentlich als Keynote Speaker gebucht auf der Metropol-Con. Das war eine branchenübergreifende Phantastik-Veranstaltung in Berlin. Also Games, Literatur, Musik, Rollenspiel und so. Und dann hat das Leben mir so viele Brögel in den Weg geworfen, dass ich über den letzten nicht mehr drüberhüpfen konnte. Die Spitze des Eisbergs war dann noch, dass uns das AirBnb in Berlin verlassen hat. Dann hatte ich 48 Stunden vorher keine Unterkunft und war da schon erschöpft und dachte: okay, es soll wohl einfach nicht sein. Und dann hatte ich aber dieses Thema, dass ich gerne vor diesem relativ großen Publikum ausgebreitet gehabt hätte. Das steckte mir dann so drin, irgendwie. Ich musste das jetzt noch loswerden und hab dann eben einfach mal auf Instagram rumgefragt, ob jemand Lust hat, mich über dieses Thema ranten zu lassen. Und das wart dann halt ihr. Und jetzt habt ihr den Salat.“

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