Das Jugendbuch „Bartimäus“ handelt von einem selbstgefälligen Dschinn, der sich mit seinem Meister herumschlagen muss – einem jungen, noch unerfahrenen Zauberer, der seinen Lehrmeister nicht leiden kann.
Jonathan Stroud hat sich für mehrere Perspektiv-Charaktere entschieden, einer davon ist die titelgebende Figur „Bartimäus“. Im Gegensatz zu den anderen Erzählstimmen wird hier mit zwei unkonventionellen literarischen Tricks gearbeitet:
1. Perspektivwechsel in der Szene
Bartimäus, der die Fähigkeit besitzt, seine Form zu ändern, redet für gewöhnlich in der ersten Person. Das wird jedoch an einigen Stellen kurz aufgebrochen. Dann wechselt die Perspektive innerhalb von einem kurzen Satz oder Absatz zur dritten Person:
„Aber wenn man einen Schutzschild umgehen will, darf man nicht wählerisch sein. Ich hatte ganz richtig vermutet, dass er nicht bis unter die Erde reicht. Der Maulwurf buddelte sich tief in den Boden, unter dem Mauerfundament hindurch. Obwohl ich mir fünfmal den Kopf an einem Stein stieß, ging kein magischer Alarm los.“
Jonathan Stroud – Bartimäus
Hiermit wollte Stroud wohl kurzfristig herauszoomen, um die Bartimäus in seiner aktuellen Form (hier als Maulwurf) in die Situation und Umgebung eingeordnet werden soll. Er möchte das größere Bild zeigen. Über den Effekt lässt sich streiten.
2. Fußnoten
Zwischendurch werden Informationen oder Gedanken, die Bartimäus neben der hauptsächlichen Erzählung hat, als Fußnoten eingeschoben. Sie variieren von einfachen, flapsigen Kommentaren bis hin zu relevanten Informationen für die Geschichte. Da der Charakter jedoch auch in seiner hauptsächlichen Ausführung nicht unbedingt auf Stringenz achtet, ist fraglich, ob diese Auslagerung einen Zweck erfolgt.
Sie sollen den Text auflockern und für Humor sorgen.
„Verärgert rieb ich die Vorderbeine aneinander. Ich musste größte Vorsicht walten lassen. Der Kobold erschwerte mein Vorhaben beträchtlich.(1)
Jonathan Stroud – Bartimäus
(1) Versteh mich nicht falsch. Ich hatte keine Angst vor dem Kobold. Ich hätte ihn mühelos zerquetschen können. Aber seine Anwesenheit hatte zwei Gründe: zum einen, dass er seinem Herrn bedingungslos ergeben war, zum anderen sein scharfes Auge. Er würde keine Sekunde auf meine lächerliche Fliegenverkleidung hereinfallen.“
Beide Handgriffe sorgen dafür, dass der Text aufgelockert wird und sprechen so ein junges Publikum an.
Sie sind jedoch mit Vorsicht einzusetzen. Der humoristische Effekt entsteht hier dadurch, dass die interne Logik der Geschichte aufgebrochen und die vierte Wand geöffnet wird, was unter Umständen ihrer Wirkung schaden kann.