Bin ich Plotter oder Pantser? Oder warte – was soll das ganze eigentlich heißen?

Wir Autor:innen wissen: Es gibt tausendundeine Methode, ein Buch zu schreiben. Aber alles fängt bei der Planung an – und hier scheiden sich die Geister.

Manche planen länger als sie schreiben. Andere stürzen sich mitten ins Geschehen, ohne sich groß darüber nachzudenken. Und dann gibt es noch jene dazwischen, die sich ein bisschen aus beiden Welten gönnen. Die werden in Foren und von Experten oftmals als „Planster“ bezeichnet.

Was genau Plotter und Pantser ausmacht, was sie unterscheidet und welche Vor- und Nachteile die Methoden mit sich bringen, wollen wir uns nun ansehen:

Was ist ein Plotter?

Wie der Name schon sagt, kümmert sich der Plotter – auch Planner – zuerst um seinen „Plot“, seinen Plan. Er kümmert sich also um die Handlung und die Abläufe seiner Geschichte.

Der Plotter strukturiert das ganze Manuskript von Alpha nach Omega durch. Setzt sich, bevor er überhaupt beginnt zu schreiben, mit dicken Notizbüchern und bunten Aufklebern hin und arbeitet jedes Detail genau durch. Von der Charakterisierung jedes Nebencharakters bis hin zum letzten Plottwist und Winkelzug ist alles genau geplant und wird akribisch befolgt.

Die Vorteile, ein Pantser zu sein

✔️ Vorrausschauend

Der Planner weiß immer, wie es weitergeht. Stecken bleiben oder sich in eine Sackgasse schreiben sind ihm fremd. Der Schreibblockade lacht er ins Gesicht. Ihm stellen sich nie die Fragen, was als Nächstes geschieht, auf welches Ende er hinarbeitet oder wie viele Kapitel er noch vor sich hat.

✔️ Springen einfach gemacht

Gerade das dritte Kapitel abgeschlossen und sofort das Ende schreiben? Kein Problem für den Planner, der alles schon minutiös ausgearbeitet hat. Er kann weiterschreiben, wo er will. Er muss sich keine Sorgen um Handlungsfehler machen.

✔️ Kontinuität

Der Planner hat alle Details und Handlungsstränge im Blick. Kontinuitätsfehler wurden schon in der Planungsphase beseitigt und für Logikfehler ist kein Platz. Durch Sorgfalt in der Planung wird massiv Zeit in der Überarbeitung gespart.

Die Nachteile, ein Pantser zu sein

Festgefahren

Wer alles schon festgelegt hat, neigt dazu, keine Veränderung zuzulassen. Neue Ideen werden oft zu Gunsten vorgeschriebener Konzepte verworfen und Kritik durch Betaleser oder Lektor abgelehnt. Um eine neue Idee einzubringen, müsste man zudem die ganze Planung überarbeiten. Wer will das schon?

Zusammenhang

Fällt doch mal etwas aus dem Ruder, fällt das ganze Gerüst in sich zusammen. Will der Plotter einen Charakter nachträglich entfernen oder verändern, muss er das in einer voll durchdachten Geschichte machen. Eine OP am offenen Herzen. Jede Erwähnung muss gefunden und geändert werden. Manchmal fallen dadurch Subplots oder Kapitel in sich zusammen – die dann neu geplant werden müssen.

Langeweile

Wer schon vor dem Schreiben Wochen oder Monate damit verbringt, den Plot in alle Fasern zu zerlegen, verliert schon mal die Lust am Schreiben. Die Idee verliert den Reiz des Neuen und Unbekannten. Man muss sich zwingen, weiterzuschreiben. Der Frust wächst: „Ich habe doch schon alles geschrieben – jetzt noch ein zweites Mal?“

Zudem verlangt solch ein Level an Planung viel Zeit. Zeit, in der man manchmal viel lieber Schreiben würde.

Was ist ein Pantser?

Der Begriff Pantser kommt von dem englischen Sprichwort “flies by the seat of their pants”. Frei übersetzt: „Frei von der Leber weg.“ Sprachlich leitet es sich jedoch hier von dem englischen „pants“- „Hose“ ab. Oftmals wird daher davon gesprochen, dass sich Pantser einfach auf den Hosenboden setzten und drauf los schreiben.

Es gibt die Idee, eine Anfangszeile und vielleicht den großen Konflikt am Ende – das genügt dem Pantser, um sich ins Schreiben zu stürzen. Es gibt sogar Extrem-Panther, die sich vor dem Schreiben nicht einmal diese Gedanken machen.

Das bringt natürlich seine Vor- und Nachteile mit sich.

Die Vorteile, ein Plotter zu sein

✔️ Flexibilität

Der Pantser zeichnet sich durch seine Unabhängigkeit aus: Ohne feste Vorgaben kann er die Geschichte drehen und wenden, wie er will. Ein Charakter ist doch nicht so gut wie gedacht? Weg damit! Auch große Änderungen kann der Pantser vornehmen, ohne den Plot umschreiben zu müssen. Schließlich gibt es den ja noch gar nicht.

✔️ Offenheit

Der Pantser hat kein Problem damit, wenn ihm eine neue Idee entgegenspringt. Er ist offen für Änderungen, neue Einfälle – auch den Anmerkungen von Probelesern und Lektoren gegenüber.

Es gibt keinen Plan, an den er sich hält, deswegen ist er oft dazu bereit, von seinen ursprünglichen Vorstellungen abzuweichen.

✔️ Enthusiasmus

Für den Pantser ist alles neu und spannend. Er entdeckt seine Geschichte beim Schreiben. Jede Szene treibt ihn weiter an, denn er willst selbst erfahren, was als Nächstes passiert.

Und: Wer wenig Zeit mit der Planung verbringt, kann ohne Umschweife mit dem Schreiben beginnen.

Die Nachteile, ein Plotter zu sein

Ideenverlust

Was nicht niedergeschrieben ist, vergisst man leicht. Ob das jetzt der Name eines Nebencharakters, dieser eine ganz Tolle Plottwist nach dem großen Kampf oder ein kompletter Subplot ist, den man eigentlich schon in Kapitel 2 beginnen wollte.

Writers Block

Das böse Wort, vor dem wir uns alle fürchten: Schreibblockade. Wer nicht vorausplant, fürchtet sich häufiger vor dem leeren Blatt. Man weiß nicht, was als nächstes passiert, man steckt an einer kniffligen Stelle fest – und schon ist die Lust zum Schreiben dahin. Das ganze Manuskript landet schnell für zwei Monate in der Schublade.

Fehleranfällig

Besonders bei komplexen Geschichten läuft der Pantser Gefahr, sich in seiner eigenen Erzählung zu verlieren. Der Charakter hat sich eigentlich vor zwei Kapiteln die Haare geschnitten? Der Bösewicht war mit dem Protagonisten Eisessen und kann zu diesem Zeitpunkt die Leiche gar nicht versteckt haben?

Kontinuität und Logik sind gefährdet, wenn kein genauer Plan vorliegt.

Die Zeit, die der Pantser sich beim Planen gespart hat, muss er beim Überarbeiten wieder nachholen.

Plotter oder Pantser? Das Beste aus beiden Welten?

Im Endeffekt ist es so wie mit vielen Dingen im Leben: Den perfekten Weg gibt es nicht. Was leichter zu finden ist, ist der perfekte Weg für Dich. Wie dieser aussieht? Dafür kannst Du ein wenig herumexperimentieren.

Du planst sonst jedes Detail? Versuch einmal, nur eine grobe Gliederung anzulegen und tippe dann drauf los!

Du schreibst sonst das, wohin der Wind deine Finger weht? Versuch, etwas Struktur in dein nächstes Projekt zu bringen – eine vage Linie, der du im nächsten Projekt folgen kannst.

Ein Plantser mischt beide Methoden (und Begriffe) wie und wann es ihm gefällt: Eine grobe Outline hier, eine Charakterbeschreibung dort und dann munter schreiben.

Einen Plottwist lieber genau planen, aber sich beim Schreiben vom Kampf selbst überraschen lassen. Finde den Weg, der am besten zu Dir und Deinem Schreibstil passt!

Bist du ein Plotter oder Pantser oder ein Plantser? Finde es mit diesem Quiz heraus!

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