Die Geschichte Sushi für Anfänger von Marian Keyes habe ich dreimal gelesen: einmal als Teenager, einmal in meinen Zwanzigern und nun noch einmal in meinen Dreißigern. Und in jeder Lebensphase bin ich zu einem anderen Schluss gelangt, habe andere Aspekte gesehen und die Charaktere unterschiedlich beurteilt. Was zeigt: Ein Buch ist immer auch abhängig von der Zeit, in der es gelesen wird.

Ein Fashion-Magazin zur Jahrtausendwende und die Geschichten von drei Frauen

In der Geschichte geht es um drei Frauen. Karrierefrau Lisa wird von ihrer Position als Chefredakteurin eines angesagten Mode-Magazins von London nach Dublin versetzt und dort erwarten sie andere Standards, als sie gewohnt ist. Ihr Team umfasst plötzlich nur noch fünf Personen, die sich die Büroräume mit anderen Magazinen teilen müssen und das Fashion-Lager ist eine einzelne Kleiderstange. Zu allem Überfluss knabbert Lisa auch noch an ihrer Scheidung – was sie sich natürlich nicht eingestehen will. Ashling ist eine ihrer Mitarbeiterinnen, eine zurückhaltende, unauffällige Frau, die zwischen Beziehungschaos und Überforderung im Job hin und her pendelt. Ashlings beste Freundin, die schöne, aber unglückliche Vollzeitmutter Clodagh, vervollständigt das Trio.

Wie Schreibregeln sich ändern können

Das Buch wurde vor 20 Jahren (2001) veröffentlicht. Und seitdem ich es das erste Mal gelesen habe, hat sich meine Wahrnehmung sehr verändert. Damals habe ich das Buch geliebt und konnte es gar nicht aus der Hand legen. Das Leben dieser Frauen hat mich fasziniert und ihre Geschichte mitgerissen. Heute fallen mir vor allem die „handwerklichen Fehler“ auf: lange, aber unnötige Erklärungen warum die Figuren sind, wie sie sind, plötzliche Perspektivwechsel und generell viel zu viel Drumherum, das für die Handlung nicht wichtig ist und die Geschichte unnötig hinauszögert.

Was ich daraus als Autorin mitnehme sind allerdings nicht die vermeintlichen Negativbeispiele, sondern die Erkenntnis, dass auch Schreibregeln nicht in Stein gemeißelt sind und Erzähltechniken abhängig von der Zeit, in der ein Buch entsteht. Was heute gilt, war früher nicht unbedingt ein Maßstab und auch in Zukunft wird sich da sicher noch einiges ändern. Wir sollten es also vielleicht alle manchmal ein bisschen entspannter angehen!

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